Gärtnerlehranstalt

Berlin Steglitz-Zehlendorf


Die wiederhergestellten Schaugärten waren Teil der „Königlichen Gärtnerlehranstalt“, die von Peter Joseph Lenné mit gegründet wurde und ab 1903  in Dahlem neu eingerichtet war.  Am Standort in der Königin-Luise-Straße 22 wurden, neben modernen Lehr- und Forschungseinrichtungen, auf 6,5 Hektar Schaugärten und Versuchsflächen für den Gartenbau angelegt. An der Fachschule erhielten Gärtnergesellen in Kursen, ihre praktische, wissenschaftliche und gartenkünstlerische Weiterbildung.

Diese symmetrisch konzipierten Rosen- und Staudengärten waren Bestandteile zweier Gartenachsen, die das Grundgerüst der im gemischten Stil geplanten Anlage bildeten. Nahe dem Lehrgebäude gelegen, ergaben sich so Sichtbezüge in die Schaugärten und zu den angrenzenden Gebäuden. Eingerahmt von einem Arboretum, dienten die gartenkünstlerisch hochwertigen Anlagen den Studierenden als Anschauungsbeispiele; Fachleute nutzten sie zur Bewertung neuer Pflanzensorten.
In den angrenzenden Nutzgärten für Obst- und Gemüseanbau lag der Schwerpunkt auf der Ertragssteigerung im Gartenbau. Aber auch diese weitläufige, intensiv bewirtschaftete Anlage diente der praktischen Ausbildung. In den Gebäuden der Fachschule befanden sich Hörsäle, Pflanzenvermehrungs- und Anzuchträume. In einem Technikum mit apparativen  Versuchseinrichtungen wurden Verfahren zur Verarbeitung der angebauten Erzeugnisse  entwickelt und erprobt.

Unter der Leitung von Theodor Echtermeyer  zwischen 1903 und 1928 wurde die Fachschule mit ihrem Ausbildungsspektrum zu einer  Einrichtung mit nationaler und  internationaler Anerkennung.
Einige Absolventen der Lehranstalt  wirkten stilprägend und als Vorbilder in unterschiedlichen Grünbereichen (Karl Förster,
Herta Hammerbacher, Roberto Burle-Marx u.a.).
Im Zuge der fortschreitenden Akademisierung der Ausbildung entstanden ab 1929 aus der Lehranstalt heraus mehrere Studiengänge mit unterschiedlichen Ausrichtungen.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es durch die Neuordnung der Hochschulen und Universitäten in Berlin auch zu veränderten Nutzungsrechten über Immobilien des Landes Berlin in Dahlem. Das Gelände der ehemaligen „Königlichen Gärtnerlehranstalt“ wurde im Wesentlichen der Freien Universität (FU), der Technischen Universität (TU) und der Technischen Fachhochschule (TFH) als Entwicklungsfläche zur Verfügung gestellt. Die Folge war, dass große Teile mit Institutsneubauten bebaut wurden; lediglich ein kleiner Teil wurde weiterhin als gärtnerische Anschauungs- und Versuchsfläche genutzt. 

Im Bereich der Schaugärten wurde 1967 der Rosengarten komplett und der Staudengarten teilweise mit einem Elementbau bebaut. Die formale Gartenachse und die Bezüge zum bestehenden Lehrgebäude waren nicht mehr zu erkennen.

Als ab 2006 weitere Veränderungen am Standort geplant wurden, die das ehemals bedeutende Ensemble der europäischen Gartenkunst  zerstört hätten, fand die Berliner Gartendenkmalpflege in TU Berlin und Pückler Gesellschaft Partner für ein Wiederherstellungskonzept zur Entwicklung des verbliebenen Teils des Gartendenkmals. Das Gelände sollte künftig durch die TU und die Pückler Gesellschaft genutzt werden.

Die Kurzlebigkeit der seit 1967 entstandenen Elementbauten sowie neue energetische Standards begründeten schließlich den Abriss der Bauten und ermöglichten die Wiederherstellung der Schaugärten als ein Palimpsest der Gartenkunst (Seiler 2013). Auf der Fläche der ehemaligen Elementbauten entstand der Rosengarten als Rekonstruktion gemäß der Planvorlage von 1903 im originalen Umfeld des angrenzenden Arboretums neu. Im Anschluss konnte der Staudengarten in den Fassungen von 1921, 1931 sowie seiner Überformung von 1958  wiederhergestellt werden. Das mit der Planung beauftragte Büro Teske hat die Staudenpflanzung hinsichtlich der denkmalpflegerischen Zielsetzung und späteren Nutzung durch TU und Pücklergesellschaft neu konzipiert. Die Planung stützt sich hierbei auf die von Echtermeyer textlich dokumentierte Staudenverwendung und die Farbgebung des Gartens von 1921.

Die Schaugärten der ehemaligen „Königlichen Gärtnerlehranstalt“ konnten 2012 bis 2014 mit erheblichen Fördermitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie und mit Mitteln der TU Berlin wiederhergestellt werden.