Patientengärten
Tübingen
Die Weiterentwicklung der Tübinger Universität im freien Feld des Ammertals vollzog sich in den 1840er Jahren. Die städtebauliche Planung dieser Anlage des 19. Jh. hat bis heute ihre Gültigkeit. Aus dieser Zeit ist der erste Entwicklungsplan (Abbildung 19) zum Klinikgelände erhalten, so dass wir die ersten Schritte einer schrittweisen Bebauung und Erschließung des zweiten Wissenschaftsstandortes der Universitätsstadt nachvollziehen können.
Begonnen hatte alles an der Wilhelmstraße mit dem Bau der Neuen Aula 1841, denn außerhalb der Stadtmauern ergab sich für den Universitäts- und aufkommenden Klinikbereich im Lauf den 19. Jh. ungehindertes Entwicklungspotential. Zuvor hatten sich die Fakultäten auf ihre Liegenschaften in der Altstadt und im Tübinger Schloss beschränken müssen, so dass schließlich die notwenige Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Betriebes, der 1477 gegründet wurde, nicht mehr möglich war. Mit der Konzeption des neuen Universitätszentrums in der Wilhelmsvorstadt und den Anfängen des Instituts- und Klinikbaus auf dem Krummschenkel gelang jedoch der Anschluss an den Entwicklungsstand der anderen deutschen Universitäten.
Diese städtebauliche Neuorientierung wurde zunächst durch die Verlegung des Botanischen Gartens von der alten Aula vor das Lustnauer Tor (Abbildung 2) eingeleitet.
Als erster Institutsbau entstand das Akademische Krankenhaus für Chirurgie und innere Medizin 1846 auf dem neuen Gelände. Die Entbindungsstation war in der Burse verblieben, jenem mittelalterlichen Studentenwohnheim Tübingens, in dem 1805 das erste Krankenhaus mit 15 Betten durch Prof. Autenrieth eingerichtet worden war. Der Neubau der Chirurgischen Klinik (Neue Chirurgie, heute Frauenklinik) 1935, bildete schließlich das Ende dieser Entwicklung (Abbildung 3).
Doch die fortschreitende Forschung und Entwicklung des Klinikbetriebes und der hiermit einhergehende Platzverbrauch durch Erweiterungsbauten führten in der Mitte des 20. Jh. zu der Erkenntnis, neue Bauflächen für dessen Weiterentwicklung erschließen zu müssen. So entstand 1958 der Generalbebauungsplan mit neuer städtebaulicher Zielsetzung für die zweite Erweiterung und Neuordnung der Kliniken auf dem Schnarrenberg. Die Universität sollte anschließend die freigewordenen ehemaligen Klinikgebäude im Ammertal übernehmen.
Aufgrund von bereits laufenden und geplanten Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen wird der Druck auf die umgebenden, unter Schutz stehenden Grünanlagen der Kliniken auf dem Krummschenkel immer höher. In der Vergangenheit hatte dies dazu geführt, dass Patientengärten und Freiräume zunehmend bebaut wurden. In der Folge veranlasste Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen ein städtebauliches Entwicklungskonzept für das historische Talklinikum und zur Vertiefung dieses Parkpflegewerk als Grundlage für die künftige Wiederherstellung und Entwicklung der denkmalwerten Außenanlagen der Kliniken auf dem Krummschenkel.